Im Gespräch mit Solist Erich Höbarth, der heute bei Klassik an der Donau auftritt
Am heutigen Samstag gastiert das Ensemble „Concentus Musicus Wien“ bei Klassik an der Donau. Die österreichischen Musiker stellen Wolfgang Amadeus Mozart in den Mittelpunkt ihres Programms. Wir sprachen mit Solist Erich Höbarth über das Werk des genialen Komponisten und das spezielle Profil des Concentus, der einst von Stardirigent Nikolaus Harnoncourt gegründet worden war.
Ein berühmter Kollege von Ihnen, Daniel Hope, sagte einmal, Mozart sei für einen Musiker die höchste Instanz. Können Sie das unterschreiben?
Erich Höbarth: Ich würde es nicht ganz so drastisch formulieren, kann die Aussage aber grundsätzlich bestätigen. Mozart wirkt vordergründig vielleicht unkompliziert, doch er bleibt nie leicht. Man hört jede Kleinigkeit.
Haben Sie ein Lieblingsstück aus dem Programm bei Klassik an der Donau?
Höbarth: haben Sie ein Lieblingsstück aus dem Programm bei Klassik an der Donau?
Mir sind alle gleich lieb, das Programm ist toll. Im langsamen Satz des Violinkonzerts gibt es wunderbare Stellen voll tiefer Melancholie, die mich sehr anrühren.
Sie unterrichten unter anderem als Professor an der Musikhochschule Leipzig. Was möchten Sie den jungen Menschen mitgeben, die eine Karriere als Profimusiker anstreben?
Höbarth: Ich unterstütze sie dabei, ein breites Spektrum zu erarbeiten. Je größer die musikalische Bandbreite, desto besser sind später die Berufsaussichten. Man sollte sich also nicht nur auf Violinkonzerte konzentrieren. Es gibt zum Beispiel tolle Sonatenliteratur für Violine und Klavier. Auch Kammermusik und die Musik des 20. Jahrhunderts bieten viele Möglichkeiten. Das Problem ist, dass nur die Orchesterstellen wirklich gut bezahlt sind und finanzielle Sicherheit bieten. Deshalb streben so eine Stelle natürlich viele junge Musiker an. Ich mache sie fit für das Probespiel. Beim ersten Mal wird man selten genommen. Manche Musiker absolvieren bis zu zehn Probespiele, bis sie in ein Orchester aufgenommen werden.
Das hört sich ganz schön nervenaufreibend an…
Höbarth: Ja, manche werfen auch komplett das Handtuch, weil sie den Druck nicht mehr aushalten. Erst kürzlich hatte ich den Fall einer Studentin, die erst nach zahlreichen Probespielen genommen wurde. Sie war schon kurz davor, mit einem Mathematik- Studium nochmal ganz von vorne zu beginnen.
Sie waren lange unter Nikolaus Harnoncourt im Concentus Musicus als Konzertmeister und Solist tätig. Inwiefern wirkt sein Geist heute noch ins Ensemble hinein?
Höbarth: Sein Geist wirkt extrem stark nach, und das soll auch so sein. Er ist in jedem Konzert präsent, dabei geht es um das spezielle Profil des Concentus, mit dem der neue Leiter sehr vertraut ist. Wir wollen aber nichts nachmachen, sondern weiterentwickeln.
Und wie genau sieht das spezielle Profil des Concentus aus?
Höbarth: Nikolaus Harnoncourt waren gewisse Dinge wichtig. Zum Beispiel, dass Musik auch einen Inhalt hat. Er fragte sich, was der Komponist aussagen wollte. Das ist wie mit der Grammatik, manche Dinge stehen eben nicht in den Noten, sondern dahinter. Das können minimale rhythmische Nuancen, Poesie und Fantasie sein. Diese Herangehensweise an ein Werk wird im Orchester auch heute noch gepflegt.